2022 07 31 Wie werde ich Rettungsfahrer

Wie werde ich Rettungsfahrer im
Steirischen Reptiliennotdienst“?

Der Steirische Reptilien und Amphibienverein betreibt als Tierschutzprojekt seit 2010 einen professionellen landesweiten Reptiliennotdienst. Der ehrenamtliche “Reptiliennotdienst Steiermark“ verfügt mittlerweile über 9 Mitarbeiter in fast allen Bezirken der Steiermark.

Der mehrfach mit Tierschutzpreisen (u. A. Tierschutzpreis des Landes Steiermark) ausgezeichnete Notdienst bietet eine sog. 24/7 rund um die Uhr Erreichbarkeit (Kooperative Landeswarnzentrale) an.

Durch dieses besondere Engagement unserer Rettungsfahrer sind wir auch seit 2012 mit einem landesweiten „Blaulichtbescheid“ ausgestattet und verfügen momentan über ein Einsatzfahrzeug welches im speziellen Notfall (z.B. Gefährdung von Menschenleben) die damit einhergehenden Sonderrechte nützen darf.

Dieser gemeinnützige Notdienst kann somit, in der bestehenden Form, als einzigartig in ganz Europa angesehen werden.

Durch die vielen, teilweise spektakulären, Einsätze in den vergangenen Jahren (Wohnungsbrand mit Mamba, Schlange in der Toilette, Boa „ Amanda“, etc.) wurde dem Notdienst immer wieder sehr großes, teilweise weltweites mediales Interesse zuteil.

Seit etwas mehr als einem Jahr melden sich, wirklich dankenswerterweise, immer wieder Personen welche bei uns anfragen welche Voraussetzungen es bedarf unserem Reptiliennotdienst beitreten zu können.

Dazu möchte ich auf die Aufgabenbereiche und die nötigen Voraussetzungen eines Rettungsfahrers des Reptiliennotdienstes Steiermark eingehen.

ALLE unsere 9 Rettungsfahrer sind teilweise seit mehreren Jahrzehnten mit der Pflege von sog. Terrarientieren vertraut.

Durch diese „Rund um die Uhr Versorgung“ ist man in der Lage das Verhalten von verschiedensten Arten spezifisch zuordnen zu können und ermöglicht es in weiterer Folge die Tiere sehr gut einschätzen zu können.

ALLE unsere Rettungsfahrer sind auch in den verschiedensten Ländern dieser Erde unterwegs um die Reptilien und Amphibien in ihren natürlichen Lebensräumen zu finden und zu studieren. Dabei müssen diese Tiere auch immer wieder eingefangen werden.

ALLE unserer Fahrer arbeiten auch in den verschiedensten Bereichen des Naturschutzes und müssen dabei auch immer wieder einheimische Reptilien einfangen und sicherstellen (Umsiedelung bei Bauvorhaben oder verletzte Tiere).

Dieses permanente Training und die damit verbundene „Schärfung“ der Sinne und Reflexe würde ich gerne als eine Grundvoraussetzung einfordern, bei uns diesen verantwortungsvollen Dienst ausüben zu können. Selbstverständlich dürfen die Tiere beim Einfangen keinesfalls verletzt(Unsachgemäßer Gebrauch von Fangzangen aus Metall, etc.) oder gar getötet werden.

ALLE unsere Fahrer müssen neben diesen „Handwerklichen“ Fähigkeiten über eine ausgeprägte Kenntnis der weltweiten Schlangenarten verfügen (momentan knapp 4000, davon ca.700 giftig) verfügen.

Es ist absolut wichtig in einem Notfall eindeutig unterscheiden zu können, ob es sich um ungefährliche oder für den Menschen gefährliche Tiere handelt (z.B. Mimikri).

Oft einmal bleiben den Rettungsfahrern nur wenige Sekunden Zeit zu entscheiden ob ein Mietshaus oder Supermarkt evakuiert werden muss oder nicht (z.B. Brandfall Graz-Wetzelsdorf Jahr 2000, Bananenspinnen in Supermärkten, etc.).

In einem wirklichen Ernstfall muß der Rettungsfahrer in der Lage sein andere Einsatzkräfte (Feuerwehr, Polizei, etc.) zu organisieren und entsprechend der Fähigkeiten zu koordinieren.

Nicht unerwähnt darf bleiben, dass sich ein Rettungsfahrer auch mit Grundwissen zu den gültigen Rechtsvorschriften auskennen sollte.

Oftmals sind Polizei oder andere Beamte noch nie mit der Thematik konfrontiert worden und sind dankbar wenn der Rettungsfahrer mit Grundwissen (Naturschutz-Tierschutzgesetz) aushelfen kann.

Ich möchte an dieser Stelle auch gerne erwähnen, dass der Steirische Reptilien und Amphibienverein kein Zoo ist und auch keine Terrarienanlagen im größeren Stil vorhanden sind, welche es zulassen würden Praktikanten oder Volontäre zu beschäftigen.

Zusammenfassend ist zu bemerken, dass der Rettungsfahrer des Reptiliennotdienstes Steiermark, neben der verpflichteten Vereinsmitgliedschaft, über ein wirklich umfassendes und komplexes Wissen über Reptilien, die geltenden Rechtsvorschriften, sowie Grundkenntnisse in Veterinärmedizin haben MUSS.

Ich möchte mich bei ALLEN unseren Rettungsfahrern für ihren Einsatz und Bemühungen für Mensch und Reptil wieder einmal herzlich bedanken und freue mich auf die zukünftigen neuen Kolleg*innen.

Werner Stangl